Wandmalereien und Marionettentheater

Drei Tage – und wieder soviel erlebt! Leider war der Empfang so schlecht, dass ich (Ruth) erst jetzt wieder schreiben kann. Zuerst herzlichen Dank für eure Kommentare. Wir freuen uns immer sehr darüber! Am ersten Abend in Bagan mit unserer neuen Guide, Miss Aye, waren wir zum Znacht mit Marionettentheater eingeladen. Was diese Puppenspieler können, ist wirklich eindrücklich. Auch wenn man kein Wort Burmesisch kann, versteht man die Geschichten.

Vorgestern war der ganz grosse Bagan-Tag. Über 40 Quadratkilometer verteilt wurden mehr als 2000 Tempel und Pagoden gebaut (9. bis 19. Jahrhundert). Dieses Weltkulturerbe ist eine von Asiens wichtigsten archäologischen Stätten und repräsentiert das spirituelle Erbe des alten Burma. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und Miss Aye verstand es, eine gute Auswahl für die Besuche zu treffen. Am Nachmittag besuchten wir eine Werkstatt zur Herstellung von Lackarbeiten. Auch hier staunten wir: Für ein Gefäss dauert es mit allen Arbeitsgängen sechs Monate bis es fertig hergestellt ist. Immer sind die Kunsthandwerker und -handwerkerinnen gerne bereit, alles zu erklären. Für den Sonnenuntergang stiegen wir auf eine der Pagoden – ziemlich steil und mühsam hohe Tritte – doch es hat sich gelohnt. Der Überblick war einfach fantastisch! Den Myanmarern sind Sonnenuntergänge offensichtlich sehr wichtig – sie scheinen den Tag kaum beschliessen zu können ohne. Ist aber sympathisch! Der Ananda-Tempel überraschte uns mit eindrücklichen Wandmalereien – wir sollten aber im Laufe des Tages noch viele solche entdecken. Besonders gut erhalten, wunderschön in den Farben, sind Malereien in der Grösse von jenen in Zillis aus dem 13. Jahrhundert. Manchmal werden die Pagoden auch aussen geputzt; ein solcher Arbeiter verdient im Tag 1000 Kyat, das entspricht Fr. 1.–.

War es erst gestern, dass wir ein Dorf besuchen durften, wo die Menschen noch leben wie bei uns vor hundert Jahren? Die sehr einfachen Häuser, ohne Strom und Wasser, wirken aufgeräumt und eigentlich ganz gemütlich so bei fast 30 Grad. Die Frauen holen das Wasser in grossen Kübeln, die sie sich über die Schultern hängen, manchmal sitzt auch ein kleines Kind darin (im leeren Kübel). Es wird gesponnen und gewoben, und wenn die Schwiegertochter etwas von ihrem Gewobenen verkauft, liefert sie das Geld der Schwiegermutter ab. Allerdings zahlt diese eine kleine Provision aus. Wir sind dankbar für diesen Einblick ins Familienleben von Myanmarern auf dem Land.

Vor einer Stunde sind wir von Salay und Mt. Popa zurück gekommen – einmal mehr voller Eindrücke. Nach eineinhalb Stunden Autofahrt erreichten wir Salay. Im Kloster Youqson Kyaung, 150 Jahre alt, bestaunten wir vor allem die geschnitzte und bemalte Decke. Unterwegs sahen wir auch, dass offensichtlich Öl gefördert wird. Vom vielen Geld profitiert aber auch hier nicht das Volk. Mit unseren Guides führten wir interessante und erstaunlich offene Gespräche. Sie setzen grosse Hoffnungen auf die Wahlen im nächsten Jahr. Die Öffnung ihres Landes sei ein erster Schritt. Jetzt müsse die Entwicklung aber weiter gehen. Der Abstecher zum Mt. Popa ist – ausser der fantastischen Aussicht – nicht der Rede wert.

Unsere Reise ist fast zu Ende. Neben den weiten, abwechslungsreichen Landschaften, dem reichen Kulturgut und vielem mehr, wird mich die liebenswürdige Art der Menschen noch lange begleiten. Sie strahlen grosse Ruhe, Gelassenheit und Frieden aus.

Morgen fliegen wir für drei Tage an den Strand zum Ausruhen und Verarbeiten. Schön, dass ihr uns bisher begleitet habt! Für Kurt war – und ist – das Herunterladen seiner Bilder oft eine Geduldsprobe – doch wir konnten so auch die Tage Revue passieren lassen und waren mit euch verbunden. Gerne werden wir euch zu Hause noch viel mehr erzählen und zeigen von dieser einzigartigen Reise.