Ecuadors Barry

Di 22. Mai

Ecuador wird von vielen Naturkatastrophen bedroht. Auf den Inseln von Galápagos waren Fluchtpläne für den Fall eines Tsunami überall angeschlagen. Und auf dem Festland in einer geologischen Bruchzone und mit über 80 aktiven Vulkanen sind Erdbeben und Vulkanausbrüche nicht gerade Alltag, aber doch relativ häufig. Der Tungurahua als besonders unruhiger Nachbar von Banos etwa ist immer irgendwie aktiv, mal raucht er, dann spuckt er Asche oder ein bisschen mehr, ein grösserer Ausbruch könnte in den nächsten Monaten kommen. Fluchtrouten sind auch hier markiert, allerdings würden die Hiesigen sich nicht mehr evakuieren lassen bei einem Vulkanausbruch, nach schlechten Erfahrungen mit Plünderungen vor 20 Jahren (sagt Maria). Bei einem massiven Erdbeben 2010 hat sich ein Hund als Helfer so ausgezeichnet, dass er jetzt ein bronzenes Denkmal bekommen hat.

Heute verlassen wir Baños, bei durchaus angenehmem Wetter. Der Ort liegt ja auf 1800 müM, da kann man sich als Schweizer ein raues Klima vorstellen und ist nicht überrascht, wenn die Meteo-App „0°, leichter Schneefall“ meldet und für den ganzen Tag maximal 2° prognostiziert. Weit gefehlt, so kalt war es nicht einmal in Quito.

Wir nutzen ÖV und stehen um halb neun am Busterminal. Fahrplanmässige Abfahrt halb zehn, hat sich Maria dermassen vertan? Hat sie nicht, das funktioniert hier anders: Wenn der Bus voĺl besetzt ist, fährt er schon eher los, wer sich auf die angeschlagene Zeit verlässt, sieht vielleicht nur noch die Rücklichter. Nicht nur in Baños ist der Verkehr recht entspannt, auch nicht bedrohlich wenn man sich als Fussgänger an die – bereits zitierten – Regeln hält.

Banos liegt in einem Grenzbereich, gegen Westen noch Sierra, gegen Osten ist schon der Regenwald zu erahnen. Die Fahrt in den Regenwald ist abwechslungsreich, gute Strasse bis Tena, Wechsel zwischen kleinformatiger Landwirtschaft und Wald, Plantagen wie in Malaysia sind nicht zu sehen. Zwischenhinein machen kleine Schilder darauf aufmerksam, dass im Boden eine Ölpipeline vergraben ist (die sehe nur ich), im Regenwald der Amazonía wird Öl gefördert.

In Tena steigen wir um auf Taxis nach Pimpilala, da wirds ruppiger. Der von Gadventures versprochene Homestay für die nächsten zwei Nächte ist dann eine leise Enttäuschung: wir logieren nicht in einem Indio-Dorf, sondern in einer sehr einfachen Lodge. Alles andere (wunderbare Lage, kein warmes Wasser) stimmt. Lunch, dann drei Stunden Rundgang durch die Umgebung mit Lodgebesitzer Delfín, der Medizinalpflanzen und früher genutzte Hilfsmittel erklärt und Goldwaschen demonstriert. Er ist so ehrlich zuzugeben, dass er auf die Schnelle nicht wirklich Gold gefunden hat, hat aber von früheren Wäschen etwas zurückgelegt. Delfíns Muttersprache ist Quichua, darum verstehe ich seine (spanisch gesprochenen) Erklärungen perfekt.

Malaria scheint hier kein Problem, es gebe zwar Mücken, die Wahrscheinlichkeit an Malaria zu erkranken sei aber (sinngemäss) mit jener eines Lotto-Sechsers zu vergleichen, die bösen Mosquitos fliegen tiefer. Gestochen hat mich bisher gar nichts. Wir sind im Regenwald, es regnet immer wieder, teils intensiv, die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass die Kamerafrontlinse permanent anläuft und alle Wäsche sich feucht anfühlt, was einmal nass geworden ist, trocknet nie mehr.

Ein Kommentar zu “Ecuadors Barry”

  1. Ruth

    Deine Berichte lassen mich mitleben und miterleben. ich lerne Ecuador kennen. Spannend, interessant!