Abendmahl mit Meerschweinchen

Fr 1. Juni

Noch ein spannender Ausflug, zum Convento de San Diego, ich kanns nicht lassen. San Diego scheint ein unsicheres Quartier, alle mahnen zur Vorsicht. Ich richte mich entsprechend ein, keine sichtbaren Wertgegenstände, Portemonnaie verstaut, Bauch- statt Rucksack, Anreise per Taxi. Ich bin zu früh dran, der e-Führer ist falsch informiert, die alte Frau an der Kasse lässt sich jeden Buchstaben einzeln entreissen und Wechselgeld hat sie auch nicht, also muss ich raus aus dem sicheren Kloster und die nächste Tienda suchen. Aber nix passiert.

Die Besichtigung wird dann aber echt gut. Zwar darf ich erst nur in den Patios fotografieren, weil ein Grüppchen mit Schildchen um den Hals dabei ist, geht Fotografieren plötzlich doch. Und die alte Frau kann ebenso plötzlich reden! Das Kloster ist ziemlich bevölkert mit Restauratoren, manches ist auswärts in Arbeit, am Verbliebenen wird abgestaubt und poliert. Aber es bleibt genug, das erahnen lässt, wie Klosterleben früher hier ausgesehen hat: Refektorium, Patios, Küche, Backstube, Krypta mit gestapelten Totenköpfen hinter einer echt tonnenschweren und zwanzig Zentimeter dicken Steintür. Von den vielen grossformatigen Gemälden ist mir eine speziell geblieben, sie hat dem heutigen Blog den Namen geliehen.

Das Kloster hat einen zweiten Namen: Museo del Padre Almeida. Das war ein Franziskanermönch, um den sich viele Legenden ranken. Weiberheld, Festbruder, Gitarrenspieler und so. Er soll jeweils in der Kirche über die Schulter einer Gekreuzigten-Figur zum Fenster hoch geklettert sein, das ihm den Ausflug aus der Klosterwelt ermöglichte, und auf die Frage eben jenes Gekreuzigten nach der Dauer seines Ausflugs geantwortet haben „hasta la vuelta, Senor“. Padre Almeida hatte aber auch hohe Funktionen im Franziskanerorden inne, war also nicht nur ein Bruder Leichtfuss.

So, ich muss aufhören, ich sitze im Flughafen von Quito und warte auf das Boarding.

 

Ein Kommentar zu “Abendmahl mit Meerschweinchen”

  1. Marc

    Hallo Kurt

    Willkommen zurück in der Schweiz!

    Erst jetzt hatte ich kurz Zeit, deinen Blog zur Ecuador Reise anzuschauen. Wie die Zeit vergeht. Und was für tolle Momente du erlebt hast. Ich kann dir nur gratulieren zu dieser Reise. Schön ist auch, wie du hinter die Kulissen schaust.

    Auf ein nächstes Wiedersehen.

    Liebe Grüsse
    Marc