Happy go lucky

An meinem letzten Tag in Malaysia melde ich mich auch noch einmal zu Wort. Papi/Kurt hat sich am Morgen frueh nach Sabah verabschiedet, mein Flug nach Singapur/Zuerich geht erst um 18 Uhr. Soeben habe ich am Meer nochmals die malaysische Kueche genossen. Eine Wundertuete! Scharfes Gemuesecurry, dazu ein suess-saures Pickle mit 1001 Zutaten (neben Datteln, Zitronen, Knoblauch und Zwiebeln noch so allerlei anderes, das ich in meinem bisherigen Leben noch nie angetroffen habe).

Am Morgen habe ich mit Gerry, einem chinesischen Fahrer (da ja Raj bereits abgereist ist), nochmals Penang entdeckt. Sein Motto war, so viel wie moeglich in die zwei Stunden reinzuquetschen (inklusive zwei etwas dubiosen Stops in ueberteuerten Schokolade- und Teelaeden). Tatsaechlich habe ich noch vieles Neues entdeckt – so den chinesischen Tempel hoch ueber Georgetown, wo ich auch ein farbiges Wunschbaendeli hinterliess (jedes Baendeli ist schoen mit einem Wunsch auf Chinesisch und Englisch beschriftet. Z.B. Wohlstand, Erfolg im Studium, Harmonie in der Familie etc.). Dann ging’s weiter zum alten Jetty, d.h. Hafen, wo vor vielen Jahren die Chinesen angekommen sind und Holzhaeuschen auf Stelzen ins Meer gebaut haben. Sehr malerisch. Dazwischen immer wieder Streetart und viele Informationen zu Gerrys Leben (Chinese, macht die Kombination von Guide Khabir (Malaye), Chauffeur Raj (Inder) nun fuer Malaysia repraesentativ). Er sei single, da sein Girlfriend sich beklagt habe, dass er nie (fuer sie) shoppen gehen wollte, sondern zu viel arbeitete. Mit einem Tageslohn von 35 Ringit (ca. 10 CHF) nicht verwunderlich, zumal die Lebenshaltungskosten hier nicht zu den tiefsten in Asien gehoeren. Viele haetten daher zwei Jobs, um ueber die Runden zu  kommen.

Das fuehrt mich zum Titel Happy go lucky. Khabir erklaerte uns, dass die Malayen (ca. 60% der Bevoelkerung) gern nach diesem Motto lebten – in den Tag hinein, sich nicht zu viele Sorgen machen, nicht zu viel arbeiten, um das Wesentliche im Leben nicht zu verpassen. Die Chinesen (ca. 30% der Bevoelkerung) hingegen seien sehr fleissig und wirtschaftlich auch meist viel erfolgreicher, trotz speziellen Foerderprogrammen der Regierung fuer die Malayen. Aber so ein bisschen Happy go lucky nehme ich gern mit in die Schweiz, wo manchmal das Wesentliche auch etwas zu kurz kommt (zumindest bei mir).

Noch etwas: es hat mich beeindruckt, wie in diesem Land so unterschiedliche Kulturen und Religionen (oder Ways of life, wie Khabir sagen wuerde) zusammen leben. In den zwei Wochen haben wir natuerlich nur einen kleinen Einblick erhalten. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass das Zusammenleben gut funktioniert und dass sich alle gegen fanatische Einfluesse wehren, welche das Gleichgewicht stoeren wuerden (z.B. fanatische Saudis, welche arme Schulen auf dem Land finanzieren und dort den Kindern eintrichtern, dass es „bessere“ und „schlechtere“ Menschen gibt – oder wie gestern erlebt der hinduistische Priester, der sich  Sorgen machte, dass der Tempel ueber uns zusammen stuerzen koennte – Hindus gingen jedoch ein und aus – also wohl eine Ausrede, um dem Tempel vor Fremden zu schuetzen). Ich wuensche dem Land, dass die tolerante Mehrheit so offen und tolerant bleibt.

Es waren fuer mich zwei wunderbare Wochen, wo ich viele neue Erfahrungen sammeln konnte, einmal mehr Einblicke in eine fuer mich unbekannte Welt erhielt – Inspirationen. Es war sehr schoen mit dir, Papi! Nun freue ich mich natuerlich auch wieder auf meine beiden Schaetze zu Hause (und viele Blogeintraege von Kurt ueber Borneo).